Nach einer kurzen Nacht – ich kam erst gegen Fünf zur Ruhe – holt mich das Telefon um 10:15h aus dem Schlaf – von Null auf Hundert in drei Sekunden, da die Vorwahl der mir unbekannten Nummer die gleiche ist, wie die meiner Mutter.
Wieder einmal erzählt mir eine Person, die ich nicht kenne und nie vorher gesprochen habe, daß das mit meiner Mutter nicht mehr lange so gut ginge. Sakra. Aus dem Stand bin ich brandzornig, und wie immer dann im Umgang mit Fremden werde ich sehr kühl und übersachlich – und extrem deutlich. Inzwischen kann ich aus dem Stand die tausend Dinge referieren, die mein Bruder und ich unternommen haben um die Lebensqualität der Mutter zu erhöhen. Ebenso aus der la main klar machen, daß wir vollumfänglich im Bilde sind und von … Desinteresse keine Rede sein kann. Inzwischen stelle ich bei derlei Gesprächen auch gerne einmal provokante Fragen (Was erwarten Sie, daß ich jetzt tue? Und das soll dann wozu führen?)
Ich habe der Dame glashart dargelegt, daß mir keine ihrer Ideen neu war, und alle bisher an dem (Un-) Willen meiner Mutter zerschellt sind. Nichtsdesto schwingt wieder einmal die Rabentochter mit.
Sowas macht mich inzwischen wirklich rasend. Was denken diese überheblichen Leute, was mir überhaupt zu tun möglich ist? Morgen fange ich vermutlich an auf dem Wasser zu laufen …
Das anschließende Gespräch mit Ma zeigt sie versammelt, orientiert, ziemlich unglücklich, aber tapfer. Und so dickköpfig wie immer. Sie zeigt sich verwundert darüber, daß ihr herumtelefonieren nach jemandem, der noch heute für sie einkaufen geht und sich nicht bevormundend/ignorant gegenüber ihrem Wunsch nach Zigaretten zeigt (bitte keine Diskussionen über Süchte an dieser Stelle!), im Hilfspersonal einen solchen Sturm ausgelöst hat, daß man meinte mich alarmieren zu müssen.
Genug davon. Wenn alles geht wie es soll, wird sie demnächst geimpft sein, und dann werde ich nach dem Rechten sehen können ohne sie zu gefährden.
Auf sechs neue Akquisebemühungen aus den letzten Tagen erhalte ich zwei Absagen und vier Mal Schweigen. Diesen Tag bin ich um vierzehn Uhr schon sehr leid. Schnitt also. Dinge tun, die eine unmittelbare Linie zwischen Handlung und Wirkung ziehen können.
Katzentiere mit Spielrunden glücklich machen. Fenster putzen – alle, jedenfalls von Innen. Haushaltsroutinen abfeiern (Katzentoiletten, Fütterungsroutinen, Wohnungspflege, eine Maschine Wäsche machen, kochen).
Langsam nähere ich mich einem kritischen Bereich: Es gibt nur noch genau zwei Fächer, die aufgeräumt werden müssen, es gilt noch eine Fensterbank zu bauen, aber dann bin ich hier wirklich durch. Schlußoptimiert. Es sei denn ich entscheide darauf meine verflixten Türen selbst zu streichen, vom Flur ganz zu schweigen. So die Pandemie- wie Bedrohungslage anhält, kann auch das noch passieren.
Auch möglich: ein harter Berufswechsel, bin da gedanklich im Schwange …
Was schön war: Die Zeit mit dem Mann von nebenan, jede Interaktion mit den Tieren, das Band zwischen dem Pankower Freund und mir, die Gespräche mit Ma und Bruder.