Nachdem ich gestern Nacht einen dreiviertel Liter Sirup – teuer und heiß geliebt – aus Teppichfliesen wusch, Glassplitter entfernte und wieder einmal eine Wand abwusch, dabei dem Nervenzusammenbruch ziemlich nahe, wurde es heute noch lustiger. Auch diesmal tief in der Nacht, kurz nach Eins.
Merlin holte einen kompletten Korb mit Essigen, Ölen, Kräuteressenzen vom Regal. Die Flasche, die brach, war – natürlich – eine Ölflasche. Dabei hat er das komplette Regalbrett aus der Wand gerissen. Ich trat wieder einmal Küchentücher und alte Handtücher in Teppichfliesen, tobte mitten in der Nacht mit dem Dampfbesen und mit Fettlöser herum – doch diesmal hielten die Nerven nicht stand. Ich heulte dabei wie ein Schloßhund.
Der Mann, heute bei mir, rief den Rappelkatzer zur Ordnung. Ob man mir helfen könne, wurde nicht gefragt.
Der Lösungsvorschlag, der kam, war: Der Kater zieht in meine Küche. Tolle Idee [not!]. Dieser nervenzerfetzende kleine Katzer macht diese Dinge nicht um mir einen Tort anzutun. Er ist unterfordert – soviel Zeit zum Spielen hat kein Mensch – und sucht nach Aufmerksamkeit. Daß dabei der halbe Laden zu Bruch geht und ich abwechselnd über Kater- bzw. Selbstmord nachdenke, hat der Wildling nicht auf dem Schirm.
Es gibt durchaus Erziehungserfolge: Er kommt, wenn man ihn ruft. Er geht nicht mehr auf den Esstisch. Er wird nicht mehr total rasend beim Füttern. Er jagt keine Altkatze auf dem Klo, wirft keine Pflanzen mehr von Fensterbrettern, geht nicht mehr mit Schwung auf eines der Wohnregale, fischt mir keine Gegenstände von der Wohnwand. Ihn zu absentieren ist sicher die dümmste Idee – ein 13qm-Raum und niemand außer ihm, jedenfalls die meiste Zeit? Geht gar nicht. Das kleine wilde Tier ist ein kleines wildes Tier.
Der einzige Weg, der mir bleibt: In der Küche nur noch geschlossene Schränke. Schlicht die Möglichkeiten Schaden anzurichten so weit wie möglich minimieren. Ich sage es nochmal: Er richtet keinen Schaden an um mich zu nerven. Wie würdet ihr euch fühlen, wenn euer Leben auf 60 qm beschränkt ist – Moment: Das lernen wir im Augenblick alle. Grins.
Er macht mich wahnsinnig. Ich verstehe ihn gut. Und ich liebe ihn sehr – allen nächtlichen Zusammenbrüchen zum Trotz.
[Es ist kurz nach Drei. Der kleine Zerstörer schläft – total erschöpft – auf dem Sofa. Shari und der Mann schlafen friedlich im Schlafzimmer. Geputzt und aufgeräumt habe nur ich.]