Eine Menge Lebensjahre, die man mir nicht ansieht, die ich normalerweise nicht fühle. Im Kokon aus Arbeit und Freunden schon gar nicht.
Schaue ich mich aber heute in dieser Gesellschaft um, werden die Dinge schwierig …
Die Welt und ich haben uns durchaus im gleichen Tempo gedreht und verändert.
Weder erblindet noch verdummt, war ich doch immer mit im Spiel. Und fühle nun, daß dies mein Spiel nicht mehr ist.
Ob man da noch von Wertewandel reden kann, bezweifle ich sehr – es ist wohl eher ein Werteverlust, der auch immer ein Orientierungsverlust ist.
- Die Politik höhlt die hart erkämpfen Bürgerrechte aus. Asyl und Menschenrechte sind nur noch Worte.
- Die Wirtschaft benutzt und missbraucht die ‚human resources‘ bis zum Erbrechen.
- Der ‚Sozialstaat‘ ist zum Ausbeuter Nummer eins geworden.
- Die Industrie setzt trotz fetter schwarzer Zahlen ‚Arbeitskräfte frei‘, die Banken lassen sich von Steuergeldern retten und die Politik spielt mit.
- Rentenanrechnungszeiten werden still und leise gelöscht.
- Die Klassengesellschaft ist längst Realität.
Und dann im kleineren Kreis:
- Ich versuche deinen Kerl zu ficken, einfach mal so. Reine Neugier. No hard feelings, please.
- Ich versuche dir den laufenden Auftrag abzunehmen, einfach mal so.
- Ich esse an deinem Tisch, und werde dir dennoch bedenkenlos über dich hinweggehen, wenn ich glaube, daß mir das nützt.
- Verantwortung für mein Handeln übernehme ich nur, wenn es sich absolut nicht vermeiden läßt.
- Ich habe einmal gewußt, wie man Loyalität schreibt. Nun ist es mir hinderlich, und ich werde es bedenkenlos vergessen.
Die Vogonen sind bereits über uns gekommen. Aus unserer eigenen Spezies. Auf den Angriff feindlicher Aliens zu warten ist längst obsolet geworden.
Ich lebe das einzige Leben das ich habe, in einer Gesellschaft, die ich mir nicht gewünscht habe. So sind auch diese Auflistungen nicht unbedingt als meine persönlichen Erfahrungen zu verstehen, sondern beziehen sich auf eine Entwicklung, die ich seit Jahren beobachte.
Und doch werde ich ihr mit aller Kraft entgegentreten, wo immer mir das möglich ist.
Und daran scheitern. Notwendig.
Mit Stolz.
Ich bin ein Dinosaurier.