Replay: Werte Verantwortliche in der DOB in Deutschland,

bitte stellen Sie sich eine Frau um oder an die 40 vor, die seit Jahren freiberuflich im Dienstleistungssektor tätig ist; diese Frau trifft Kunden, verkauft Konzepte, unterbreitet Angebote, verhandelt Budgets. Nun stellen Sie sich bitte den Kleidungsstil dieser Frau vor … ja, ganz richtig, unsere Probandin favorisiert einen gepflegten eher sachlichen Kleidungsstil – keine Rüschen, keine Bändchen, keine großgeblümten Teile; vielmehr: klare Schnitte, ruhige Farben, raffinierte Details, fießende Linien. Alles durchaus feminin, aber nicht weibchenhaft, sexy aber nicht ordinär, elegant, aber nicht langweilig, von guter Qualität aber keine Designerklamotten. Haben Sie’s? Sehr gut!

So. Nun stellen Sie sich eben diese Frau bitte in der Schwangerschaft vor … Na? Klingelt’s? Nein? Habe ich mir gedacht!

Wie sonst ist es zu erklären, daß schwangere Frauen hierzulande in Sachen herumlaufen sollen, die die ohnehin im doppelten Sinne schmerzhaft ausgeuferte Oberweite durch neckische Empirebändchen knapp unterhalb derselben hervorheben, in Sachen, die aus rüschig-grellfarben Flatterstoffen aus Polyester und der Schwester gefertigt sind, in Sachen, die hier ein appliziertes Blümchen und dort ein albernes Druckmotiv aufweisen, in Sachen, die erwachsene Frauen wie zu massig gewordene kleine Mädchen aussehen lassen? WIE, BITTE SEHR, KOMMEN SIE AUF DIE IDEE MIT EINER SCHWANGERSCHAFT MÜSSE EINE WILDGEWORDENE REGRESSION UND WÜRDELOSIGKEIT EINHERGEHEN?
Natürlich hat die Schwangere an sich auch keinerlei erotische Anziehung mehr – WIE SONST IST ES ZU ERKLÄREN, DASS SIE SIE NAHEZU AUSSSCHLIESSLICH IN WEITGESCHNITTENEN SACKARTIGEN OBERTEILEN – wenn nicht oben erwähntes Empire ins Spiel kam – ZU SEHEN WÜNSCHEN?

Wie? Ich werde laut? – Verzeihung. Immerhin habe ich etwas von Wichtigkeit mitzuteilen, das Ihnen bisher wohl entgangen ist: SCHWANGERE SIND IN ERSTER LINIE FRAUEN, DANN ERST SCHWANGER. Niemand sollte es wagen Frauen in dieser Situation – „in diesem Zustand“ ist wohl eher Ihr despektierlicher Begriff! – auf ihre tragende (Hört, hört!) Funktion zu reduzieren.

Wir haben unsere Gehirne noch, und auch unser Geschmack und unsere Stilsicherheit verabschieden sich nicht mit eingetretener Empfängnis. Auch sind die Gedanken an Sex, Geilheit etcpp. keine unauflösbare Verbindung mit der Idee der Empfängnis eingegangen. Wir waren geil und wir bleiben es. Wir waren sexy und wir bleiben es, runder Bauch hin oder her.
„Sex und Mutterschaft in einer Person – igitt.“ höre ich Sie sagen.
Ach?
Was glauben Sie denn, wie man zu einer Schwangerschaft kommt? Durch Parthenogenese?

Haben Sie ein Einsehen! Ersparen Sie uns überteuerte Flattergewänder aus Billigstoffen, „verspielte“ Details an eigentlich brauchbaren Kleidungsstücken, Pastellfarben und Pailletten, sackartige Pullover in Erdfarben, und scheußliche Reminiszenzen an die Hippiemode und ähnliche Auswüchse der Modegeschichte. Nicht nur, daß diese Sachen – Kleidung mag ich dazu nicht sagen – scheußlich sind, die Gedankenwelt dahinter ist es auch!

Sollte Ihnen zu alldem nichts einfallen, nehmen Sie sich bitte ein Beispiel an den Kollegen aus Schweden, statt nur darüber zu winseln, daß Ihnen diese erhebliche Marktanteile abgenommen haben … In diesem Sinne, mit freundlichen Grüßen.

[Der Text entstand im Jahr 2008. Ich wollte ihn aber in diese Site mitnehmen, daher das Datum.]