Sechzehn Jahre Freiberuflichkeit, mental eigentlich immer im Standby. Auf die Zeit gesehen wenige Reisen und noch weniger Urlaub. So schlich sich die Erkenntnis, daß ich dabei bin mich auszubrennen, allmählich an mich an. Seit Mitte September habe ich oft einfach keine Lust mehr an meiner Arbeit (ein Novum!), noch weniger an Akquisen, mag aber viel Ruhe haben, viel Lesen und meinem Nähhobby frönen. Vorher schon gab es kleine Zeichen, daß es an der Zeit sei sich vom Zügel zu nehmen … können vor Lachen. Der innere Calvin lief ein wenig Amok – ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich gehen lassen, obendrein habe ich – aus meinem Blickwinkel – keinen ‚Ernährer‘, wer also soll das Geld reinbringen, wenn ich es nicht tue? So bin ich also einfach meiner preußischen Disziplin gefolgt, und alles lief weiter wie bisher.
Jetzt hat mir mein kleiner Körper eine klare Botschaft geschickt – Seit November habe ich nicht mehr durchgeschlafen, vielleicht sogar länger, aber seit November habe ich es auf dem Schirm. Davon reichlich entnervt suchte ich heute meinen Doc auf, der mich seit fast acht Jahren kennt, und legte ihm das Problem in Extenso vor. Er hörte mir lange zu, und gab dann zu bedenken, es möge sein, daß ich mich mal gehen lassen sollte! Mmh. Gedankenvoll ging ich weisungsgemäß ins EKG … was soll ich sagen … es gefiel ihm nicht. Und ich habe nun einen Termin für Myokardszintigraphie. Keine Frage, daß mich das beunruhigt und nur mäßig begeistert.
Angekommen ist aber schon jetzt etwas anderes: Meine innere Stimme ist kein Idiot, und Calvin kann mich mal. Ganz offensichtlich ist es nun dran mal eine Weile nur das zu tun, was ich tun möchte, den Druck loszuwerden unter dem ich eigentlich dauernd stehe, Tag für Tag, Jahr für Jahr. Aus meinem pflichtbewußten disziplinierten Selbst kann ich nichts anderes machen, also sind die Ziele erst mal klein: Eine Woche nur für mich. Keine Aufträge, keine Akquisen. Wenn ich nicht kochen mag, eben nicht kochen etc.blabla.
Langfristig auch mal sehen, ob ich mein Leben neu sortieren muß. Und wenn mir darüber die Rücklagen verbrennen, dann ist das eben so. Hedon war viel zu lange nicht mehr Gast in meinem Herzen und in meinem Leben schon gar nicht.
Die Angst steht durchaus daneben – reich war ich nie und viel Raum habe ich nicht, auch weiß ich zu gut, wie schnell man in unserer Gesellschaft ins Bodenlose fallen kann … Nichtsdesto – am Infarkt sterben vor (mindestens) der achten Dekade ist auch keine Option.
Also: Gas weg. Vermutlich die schwierigste Übung, die ich je zu bewältigen suchte.