Noli me tangere

»Wir pitchen nicht.« sage ich ruhig und schaue ihm direkt in die Augen. Er wechselt das Thema, sehr schnell. Heute erfahre ich von einem befreundeten Unternehmen, das in den Pitch gegangen ist, daß er einen Tesla für den Preis eines gebrauchten Fiats haben möchte. Und wundere mich nicht.

Die Kunden kommen zur Agentur, weil wir eine Handschrift haben, einen eigenen Stil. Weil wir grundsätzlich nicht von der Stange arbeiten. Ich weigere mich gegen Kollegen anzutreten, wenn nichtmal der Kunde eine Ahnung hat, warum er ausgerechnet uns gerne beauftragen würde.
Das hat mit meiner Arbeitsauffassung zu tun. Arbeit sollte gerade im kreativen Bereich nichts sein, das dich dir selbst entfremdet. Wenn das zu Tuende eine Fron ist, kann es nicht gut werden. Ohne Freude an der Arbeit, ohne Ruhe und Gelassenheit, ohne das schöne Bewußtsein, daß der Kunde einen Grund hat zu dir zu kommen, der nicht nur mit dem Preis von Arbeit zu tun hat, ist es mir persönlich nicht möglich qualitativ hochwertig zu arbeiten.
Und machen wir uns nichts vor – wer heute Agenturen in Pitches jagt, dem geht es in neun von zehn Fällen nicht um die bessere Idee, um die originellere Kampagne, dem geht es um den kleinsten Preis. Als ob der Preisverfall in der kreativ-technischen Grauzone nicht ohnehin schon ein Trauerspiel wäre …

Ich verkaufe mich nicht unter Wert.
Wir pitchen nicht.