Tag 44

Das erste Mal seit einiger Zeit, daß mein kreativer Geist wieder fühlbar an seinen Fesseln zieht, aufgewacht nach langer Zeit. Die messerscharfen Kanten der Trauer haben sich so weit abgeschliffen, daß der Schmerz nun dunkler ist, dumpfer. Der Gedanke an dich verschlägt mir nicht mehr den Atem, hat aufgehört mir jeden klaren Gedanken im Ansatz zu zerfasern, mir die Faust in den Magen zu schlagen. Du fehlst. Wirst immer fehlen. Und auch wieder nicht. Ein Raum in meinem Herzen, der auf immer dein Raum sein wird. Nunmehr aber ein Raum der Ruhe, in dem auch ich mich langsam wiederfinde.
Mag wieder Freunde sehen, Leben tanken. Es läuft mir noch aus dem Ruder, ein wenig, und geht dann doch letzlich gut …
Möchte wieder arbeiten, jetzt. Sehe die Ideen und die Kraft zurückkehren, verändert durch dich.
Die Welt hatte auf dich gewartet, mein Kind. Auf dich. Nicht auf mich.
»Gebt mir zu tun!«, möchte ich rufen. Stattdessen stagniert alles.
Und dennoch – mit dem Wissen um dich, meine Tochter, kämpft es sich anders. Ich möchte meinen: leichter.

[ ⇒ Ebben? ne andrò lontana (La Wally/Callas) ]